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Board Biete
Re: Biete akademisches Ghostwriting (Naturwissenschaften)
by
Hubus
on 14/07/2016, 12:11:12 UTC
Tja, "es gibt Schlimmeres" ist ein tolles Argument. Sicher finde ich es auch schlimmer, jemanden zu foltern und ihm anschließend den Kopf abzuschneiden, als einen Doktortitel zu erschleichen. Aber wenn ihr auf solcher Grundlage diskutieren wollt, bitteschön, dann bin ich hier raus.

Anscheinend hat sich hier noch keiner ehrlich abgerackert, dass so etwas entschuldigt wird. Und klar denken ist anscheinend auch nicht so drin. Es ist Betrug, Punkt. Die Regeln sind eindeutig und bei allen Universitäten gleich.

Dass es deswegen keine Straftat ist, bleibt aber auch richtig, weil Straftaten nun mal im Strafgesetzbuch geregelt sind. "Betrug" ist aber ein allgemeiner Begriff, und nicht jeder allgemeinsprachliche Betrug ist gesetzlich gesehen eine Straftat. Aber das ändert nichts an der Verwerflichkeit. Das ist aus meiner Sicht sogar verwerflicher als so manche "offizielle" Straftat.

Den Unterschied zwischen Berufsausbildung und akademischem Titel sehe ich überhaupt nicht, das ist doch eine ganz klare Weiterqualifikation. Einen Doktortitel zu kaufen ist das Gleiche wie einen Meistertitel zu kaufen oder irgendeine andere Berufsbezeichnung. Außerdem würde der Ghostwriter ja für alle möglichen anderen Abschlussarbeiten seines Fachs ebenso zur Verfügung stehen. Und wenn es nicht gegen die Regeln wäre, würde er es ja nicht anonym machen.

Es herrschen hier sowieso teilweise sehr komische Ansichten, naja, ist halt ein Coinforum, abfällige Bemerkungen dazu verkneife ich mir mal...

Wissenschaft = "Schaltstellen der Macht"? Also das ist auch witzig. Der Otto Normalwissenschaftler kämpft ums Überleben, arbeitet sich ab, arbeitet an seinen Versuchen, schreibt Anträge und Veröffentlichungen und liest wie ein Verrückter. Dass die getane Arbeit oder gefundene Lösungen tatsächlich mal den Weg in die Anwendung finden, ist nur zu einem kleinen Teil der Fall, das meiste bleibt bestenfalls im Informationsspeicher liegen. Entscheidung, also Macht, darüber hat ein normaler Wissenschaftler kaum. Er ist eher frustriert, dass einige Lösungen klar auf der Hand liegen, aber eben nicht angewendet werden. Darüber entscheiden Politiker, Gesetze und der Markt - welche vom Wähler und Kunden gewählt werden - welche von den Medien und Meinungsmachern beeinflusst werden. Machtstrukturen gibt es aber eben innerhalb der Universität oder Arbeitsgruppe. Da kann man mit seinem Professor Glück oder Pech haben und die Professorenwillkür kann recht weit gehen, wobei das zum Glück heutzutage auch teilweise geregelt ist bzw. sich durch den "Markt" selbst regelt, also gute Doktoranden möchten ja auch in faire Arbeitsgruppen gehen.