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Re: Raub bei Tauschaktion Cash gegen BTC, User "Tallos" überfallen
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600watt
on 11/11/2013, 23:01:35 UTC
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Warum soviel Gewalt in Deutschand mittlerweile ohne mit der wimper zu zucken ausgeübt wird? Weil das Gesetz Kapitalverbrechen mittlerweile höher bestraft, als Verbrechen gegen die eiegne Unversehrtheit. Ein Kinderschänder bekommt mittlerweile 2-4 Jahre, bei guter Führung ist er auch schon früher weider raus. Bescheiß mal das Finanzamt um 10.000 Euro und Du wanderst mehr als 4 Jahre hinter schwedischen Gardinen. Und hier liegt ganz klar der Fehler in unserer Gesellschaft.

Zwischen Härte der Bestrafung und Reaktion der Bestrafung besteht keine Korrelation.

Dieser Fehler ist nicht klar und er ist vor allem falsch. Härte der Bestrafung hat in keinem Land der Welt eine Korrelation mit Rückgang von irgendwelchen Verbrechen. Da bist du auf dem holzweg. Das ist die Stammtischphilosophie, aber in USA und China hast du Todesstrafe, die massiv ausgeführt wird und trotzdem haben sie hohe Raten an Verbrechen, die genau diese nach sich ziehen.

Hingegen ist sehr gut bekannt, WAS Verbrechen eindampft. Und das ist eine schnelle Reaktion schon auf die kleinsten Dinge. Ein Beispiel an Schulen: Eine gross angelegte Studie zum Thema Drogenmissbrauch in Schulen hat sich mit dem Thema beschäftigt, welche Maßnahmen welche Effekte auf Drogenmissbrauch haben. Es wurden hunderte Schulen in die Studie mit aufgenommen und Schüler dort zu ihrer Wahrnehmung der Maßnahmen befragt.

Das Ergebnis: Die Höhe und Härte der Strafe war völlig egal. Sie hatte keinerlei Effekte, auch mit Neueinführung, auf den Drogenmissbrauch an den Schulen. Die Variable, die den höchsten negativen Effekt auf Drogenmissbrauch hatte war "Perception of Enforcement." D.h. es war völlig egal, ob derjenige sofort von der Schule fliegt, eine Stunde nachsitzen muss oder zu einem Drogencounselor muss. Was da passiert, war egal. Was wichtig war, ist die Wahrnehmung, wie auf ein Bekannt werden reagiert wird. Ein schnelles, sofortiges Reagieren auf das Bekannt werden mit einer sofortigen, in kürzester Zeit vollzogenen Maßnahme, war effektiver als wenn dazwischen Meetings, Diskussionen und teilweise gar keine Reaktionen waren. Haben die Schüler wahrgenommen, dass bei erwischt werden sofortig, ohne Ausnahme und drastisch eine Konsequenz gezogen wird, war es egal wie diese aussah. Es hat sich dann sogar später herausgestellt, als man die Kinder länger beobachtet hat, dass milde Strafen für die Gesellschaft besser waren. Diejenigen an Schulen, die beispielsweise sofort einen Counselor getroffen haben, haben bessere Noten, weniger Arbeitslosigkeit und eine höhere Wahrscheinlichkeit eines College Abschlusses mitgebracht.

Die Härte der Strafe sagt da nichts aus über die Effektivität. Gar nichts. Das ist so ein Stammtischmythos, der immer wieder rausgeholt wird. Aber es ist spätestens mit Untersuchung der Todesstrafe in den letzten 50 Jahren klargeworden, dass die Härte einer Strafe keinerlei Auswirkungen auf Kriminalität hat. Die Idee, eine hohe Strafe würde abschrecken, ist absolut nicht richtig, sie ist falsch und kann nicht belegt werden.

Reell ist es so, dass harte Strafen und längere Gefängnisdauer sogar die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass derjenige wieder straffällig wird. Hingegen zeigt sich, wer relativ früh, sehr schnell und ohne Ausnahme in Sozialmaßnahmen gesteckt wird, eine signifikant kleinere Wahrscheinlichkeit hat, wieder auffällig zu werden.

Kurzum: Mehr und härtere Strafen sind nicht das Problem. Das Problem ist die Geschwindigkeit und die Wahrscheinlichkeit, wirklich bestraft zu werden, wenn man auffliegt. Es geht nicht darum, hart zu bestrafen, sondern klar und schnell. Weiterhin ist es nützlicher, wenn man klar und schnell die Leute in Aktivitäten packt, bei denen sie soziale Verantwortung übernehmen. Es funktioniert statistisch besser.



Gleichzeitig: Während die Qualität der Schlägereien zunimmt, gehen andere Delikte zurück. Während Morde, sexuelle Übergriffe etc. inzwischen zurückgegangen sind, sind Körperverletzungen leider auf einem All time high. Ein Grund dafür ist, dass die Justiz nicht schnell genug handeln kann und oft nicht strikt genug handelt. Es geht nicht um das LANGE Wegsperren, sondern das der Schuss vor den Bug gehört werden muss und nicht irgendwo im Atlantik fallen gelassen wird...


möchte anmerken, dass in deutschland an höheren gerichten (landgericht aufwärts) pro jahr mehr verfahren wegen straftaten gegen das btmg, als alle verfahren wegen gewaltverbrechen zusammengenommen, geführt werden. den verfolgungsbehörden ist es wichtiger menschen zu bestrafen, die meist niemandem etwas angetan haben, als solche, die (auf) andere losgehen/verletzen/töten. aber das nur am rande.