Bedeutet die Dezentralisierung, die hier zurecht viele haben wollen, nicht auch, dass man dezentral Verantwortung für sich selbst übernimmt?
Jein.
Um nur einen Teilaspekt zu nennen: Datenschutz bedeutet nicht lediglich die Möglichkeit, die eigenen Daten zu schützen, sondern auch die Verpflichtung anderer, für diesen Schutz Sorge zu tragen und daran mitzuwirken.
So haben wir zwar sicherlich alle die technische Möglichkeit, unsere eigenen Daten mittels Verschlüsselung etc. zu schützen, zugleich sind wir aber stets in einem Abhängigkeitsverhältnis unserer Interaktion mit anderen.
Es nützt schlicht nichts, wenn ich alle meine Daten verberge, zugleich aber alle Menschen in meinem Umfeld sorglos damit umgehen.
Data Mining ergibt in diesem Fall ein fast ebenso kristallklares Bild von mir als hätte ich die Daten gleich selbst veröffentlicht.
Wenn die Lebensgewohnheiten meiner Nachbarn, Familie, Freunde, Arbeitskollegen etc. bekannt sind, lassen sich deutliche Rückschlüsse auch auf meine eigenen Lebensgewohnheiten ziehen. Diese Rückschlüsse müssen nicht immer zu 100% zutreffen, aber i.d.R. tun sie das in erheblichem Umfang.
Erschwerend kommt hinzu, dass in einer Gesellschaft, in der Datenschutz nicht "erzwungen" wird, ein Anpassungsdruck entsteht, der mich letztlich nötigt, den Datenschutz auch für mich selbst aufzugeben.
Wer z.B. behauptet "du musst der Schufa ja nicht erlauben, deine Daten zu speichern", verkennt dabei, dass ich zwar die theoretische Möglichkeit der Verweigerung habe, dafür aber einen enorm hohen Preis zahle. Ein normales Bankkonto oder auch nur ein Handy oder einen Internetzugang werde ich auf diese Weise nicht erhalten.
Damit bin ich nicht mehr in der Lage, am gewöhnlichen Leben innerhalb unserer Gesellschaft teilzuhaben.
Genau darauf aber habe ich als Bürger eines Gemeinwesens einen
Anspruch.
In diesem Sinne ist es für effektiven Datenschutz erforderlich, dass alle daran mitwirken.
Die bloße Möglichkeit des "Rückzugs ins Private" ist nicht ausreichend.