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Board Deutsch (German)
Re: Liste volkstümlicher Bitcoin Irrtümer - FAQ
by
qwk
on 10/08/2018, 11:04:19 UTC
Wenn Du eine Nachfrage erlaubst: Sind nicht die dargestellten Szenarien der 51% und der 100% Attacke genau das, was kürzlich einigen sog. Sh..coins passiert ist, nämlich Verge und Bitcoingold?
Kann sein, ich verfolge die Storys solcher Shitcoins nicht besonders.
51%-Attacken sind auf Shitcoins häufig sehr leicht zu machen.
Die Probleme, wie sie in der FAQ geschildert sind, gehen immer davon aus, dass ein solcher Angriff für den Angreifer kostspielig ist und er keinen Nutzen davon hat.
Diese Voraussetzungen sind bei "Pennystocks" teilweise ausgehebelt.

Da die Gesamtrechenleistung eines Shitcoin-Netzwerks meistens unerheblich ist in Relation zu etablierten Netzwerken, zugleich aber der Algorithmus meistens identisch ist, steht zu jedem Zeitpunkt eine im Verhältnis zur Rechenleistung des Shitcoin-Netzwerks erheblich größere Rechenleistung "an der Seitenlinie" und wartet lediglich darauf, ob sich ein Zeitfenster ergibt, in dem ein solcher Angriff erfolgreich sein könnte.

An einem fiktiven Beispiel:
Bitcoin hat eine Gesamtrechenleistung von 1000 Terrahash.
Shitcoin hat eine Gesamtrechenleistung von 1 Terrahash.
Es muss sich also nur einer von Tausend Bitcoin-Minern entscheiden, einen Angriff auf Shitcoin zu starten, und schon ist eine 51%-Attacke möglich.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Rechenleistung von Shitcoin-Netzwerken häufig zum großen Teil aus alter Hardware besteht, die im Bitcoin-Netzwerk nicht mehr rentabel betrieben werden kann. Wenn sich der Bitcoin-Miner also zum Angriff entscheidet, bringt er nicht nur mehr Rechenleistung mit, sondern diese ist auch noch kosteneffizienter zu betreiben. Damit ist es für ihn erheblich einfacher, profitabel zu arbeiten.

Noch schlimmer wird die Sache dadurch, dass sich meistens zahlreiche Shitcoins den selben Algorithmus "teilen". D.h. es gibt eine gewisse Anzahl an Minen, die mal die eine, mal die andere Coin minen, je nachdem, was sich für sie im Moment am meisten lohnt.

Insgesamt ergibt sich damit, dass Shitcoins aufgrund ihrer geringen Rechenleistung stets dann als inhärent instabil zu betrachten sind, wenn sie sich einen Algorithmus mit einer "dominanten" Coin oder mit zahlreichen anderen Coins teilen.


Ich habe dafür jetzt keine Links parat, aber bei beiden wurden wohl erhebliche Summen erbeutet. Es ist dann auch genau das eingetreten, was Du beschreibst. Sie haben den Mining-Algorithmus geändert, damit dieser Asic resistent wurde. Was genau ist dann an diesen Sh..coins problematisch, wenn sie und ihre Netzwerke offenbar immer noch bestehen, müssten sie dann nicht aus diesen Attacken ebenfalls gestärkt hervorgehen?
Wie gesagt habe ich die beiden genannten Fälle nicht betrachtet.
Sofern sie aber auf einen anderen Algorithmus ausgewichen sind und dieser alternative Algorithmus eine günstigere "Anfangsverteilung" der Miner aufweist, sind sie tatsächlich "gestärkt".

Dieses "und" muss ich aber erläutern: wenn der Algorithmus, auf den sie ausgewichen sind, derzeit üblicherweise mit Graphikkarten oder CPUs gemint wird, entkommen sie der "Falle" nicht.
Alle Algorithmen, die GPU- oder CPU- oder Festplatten- oder RAM-definiert sind, sind für diese Betrachtung beliebig austauschbar, ein Wechsel ändert nichts.

Damit ist aber auch wiederum klar, dass eine Shitcoin, die sich tatsächlich "abhärten" will, zwingend einen neuen Algorithmus benötigt, der gleich von Anfang an mit speziellen ASICS gemint wird. Dann, und wirklich nur dann ist das Risiko einer "Angriffsarmee in Standby" minimiert.
Mir ist keine Shitcoin bekannt, die so etwas jemals auch nur versucht hätte.

Im Umkehrschluss muss man also sagen: alle* Shitcoins sind in Bezug auf 51%-Attacken praktisch vollständig unsicher.
* nicht-dominanten (die also nicht einen erheblichen Großteil der potentiellen Rechenkapazität für ihren spezifischen Algorithmus binden)

Oder ist es so, dass Bitcoin aufgrund seines SHA-256 schlicht so viel robuster und sicherer ist, dass mit solchen Attacken von Anfang an nicht ernstlich gerechnet werden musste?
Nein, SHA256 ist weder besonders gut noch besonders sicher. Der einzige Grund, weshalb Bitcoin damit im Vorteil ist, liegt darin begründet, dass sich rund 90% der Welt-Rechenkapazität in Bezug auf SHA256 derzeit vollständig auf das Mining von Bitcoin verteilen.

Ich weiß z.B. nicht, wieviel % der weltweiten Ethash-Rechenleistung auf das Ethereum-Netzwerk entfallen, und wie effizient Ethash mit GPUs berechenbar ist. Hätte man diese Zahlen, könnte man abschätzen, wie "sicher" Ethereum in Bezug auf so einen Angriff ist.