Ich musste gestern auch erst schauen, was nochmal genau vereinbart wurde beim ICO. Je mehr ich aber jetzt drüber nachdenke, desto "fragwürdiger" finde ich den Deal. Ehrlich gesagt auch schon, dass man sich überhaupt traut das anzubieten.
Insbesondere die Tatsache, dass quasi der niedrigste Tokenwert angesetzt wurde den man finden konnte (aus der Vergangenheit) und der mit einem durch Tokenholder nicht verifizierbaren Zukunftswert der Assets verglichen wird ist schon heftig und weit weit entfernt von seriöser Unternehmensbewertung (wie sie vor jedem "IPO" durchgeführt werden muss). Theoretisch natürlich möglich, dass man das erklären kann beim AMA, aber ohne weitere Infos wirkt das schon... mindestens unseriös.
Noch ein paar Zahlen, um eine Idee zu bekommen (ohne Anspruch auf Richtigkeit, es fehlen Informationen und ich bin auch nicht in die Tiefe gegangen):
Die Token-Holder erhalten ja 16,21 % der Firma. Investiert wurden beim ICO ca. 13,5 Mio USD. Wenn man das nur kurz hochrechnet kommt man auf ca. 85 Mio USD, die die Firma wert sein müsste um sein ICO-Investment wieder rein zu bekommen.
Da sind noch nicht die Token drin die Shareholder "kostenlos" bekommen haben. Im Telegram hat wer 130 Mio USD Wert ausgerechnet um das Investment reinzubekommen.
Was die Shareholder investiert haben ist nicht ganz klar (es kursieren Zahlen von 200k bis 2 Mio), dazu kommt die Idee und Aufwand/Arbeitszeit (wobei mir auch keiner sagt, dass sie sich nicht schon hohe Gehälter zahlen). Die Idee ist natürlich schwer zu bepreisen.
Selbst wenn ich 5 Mio USD Investment durch die Shareholder ansetze (und damit den Gründern schon 2-3 Mio für die Idee und Arbeitszeit zugestehe), bedeutet das, wenn wie oben der Wert fiktiv mal mit 85 Mio USD angenommen wird, dass die Shareholder ihren Einsatz ca. verfünzehnfacht haben (Ihnen gehören dann 84 % von 85 Mio).
Sollten die 5 Mio zu niedrig sein, z.B. weil alle Mitarbeiter keine Gehälter, sondern nur Shares erhalten oder hohe Investitionen von Dritten getätigt wurden, möge man das bitte belegen.
85 Mio ist die Firma vermutlich nicht wert, bei einem realistischen Marktwert haben die Shareholder aber wahrscheinlich trotzdem einen ziemlichen Gewinn gemacht, die Tokenholder hingegen nahe an Totalverlust.
Warum aber sollten sich Shares und Token so unterschiedlich im Wert entwickeln? Wenn es ein 0815 Utility-Token wäre, wäre das normal. Der Token verbieft aber insbesondere mit dem Anspruch auf 100% der Dividenden einen der wichtigsten Ansprüche, den normalerweise Shareholder haben. Die Wertentwicklung von Token und Shares müsste also stark korrelieren.
Das nur mal in "Kürze". Mir kommen noch mehr Sachen seltsam vor.
Edit:
Geht man nochmal zum ICO zurück, war mit diesem "Modell" von Anfang an klar, dass die Shareholder kaum Verlust machen können / quasi kein Risiko haben. So sehr kann sich die Firma fast gar negativ entwickeln, dass die Shareholder auch Geld verlieren (man kann ja mal einige fiktive aktuelle Marktwerte in die Zahlen oben einsetzen). Auch hätten die Gründer und Mitarbeiter zwei Jahre Däumchen drehen können, und wären in der Zeit dennoch komplett durch ICO-Investoren finanziert worden. Nicht schlecht mal eben nahezu risikolos machen zu können was man schon immer machen wollte. Die Tokenholder verlieren hingegen deutlich, selbst bei positiver Entwicklung. Gewinnen kann ein Tokenholder theoretisch auch, aber dann muss das Ganze schon durch die Decke gehen und der Gewinn ist gering.
Das einzig Positive ist, sollten wir mal Shareholder werden, profitieren wir zukünftig auch von solchem "Vorgehen".
Und natürlich ist es immer noch ein "Angebot". Hoffen wir, dass man einfach mal versucht hat möglichst viel rauszuholen und noch einlenkt.