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Re: PoW vs. PoS – was verhindert Akkumulation vieler Coins bei reichen Besitzern?
by
1miau
on 18/06/2020, 01:25:24 UTC
Hier gings auch nicht um die Umverteilung, sondern um Economies of scale, zu deutsch: Skaleneffekte.

Skaleneffekte beschreiben Kosteneinsparungen in Abhängigkeit von der Größe bzw. den Mitteln und die sind bei PoW ohne jeden Zweifel vorhanden.
Warum zum Beispiel zentralisiert sich die Mining Power in China? Weil große Miner sich einen Standort mit billigem Strom suchen.
Oder was geschieht wenn neue ASICS auf den Markt kommen? Größere Miner können sich mehr Stück zu einem womöglich günstigeren Preis kaufen.
Solche Skaleneffekte existieren bei PoS nicht, dafür halt wieder andere Probleme.
Das mag sein, aber was bringt einem ein Vorteil bei den reinen Skaleneffekten auf dem Papier, wenn das an anderer Stelle neue Probleme hervorruft? In der Grafik wurde der Ausdruck gebracht "With PoS, the marginal advantage of the rich over the poor is zero". Präzise müsste das heißen: auf die laufenden Produktionskosten betrachtet oder eben nur die reinen Skaleneffekte. Das wird so hingestellt als sei das der final letzte Schluss.
Was aber ein Trugschluss ist.

Ein weiterer Punkt, den man bei PoS beachten sollte, wäre die Bildung großer Pools, die für kleine Staker eine Gebühr verlangen werden, damit diese mitstaken können. Ich würde das nicht direkt als Skaleneffekte beschreiben aber zumindest als Begleiterscheinung, die wieder zu Ungleichheit führt. Bestimmt gibt es da noch mehr.

Nicht, das PoW nicht auch Probleme hätte aber ein Runterbrechen auf die reinen Skaleneffekte ist mir zu simpel.


Die Thematik ist insgesamt recht komplex und möglicherweise auch ein springender Punkt in einem weiteren interessanten Projekt: Chia
Chia basiert auf PoC, also Festplattenspeicherplatz (mit einer Time Komponente). Habe das länger nicht verfolgt, aber so war zumindest die Grundidee. Den Vorgang nennen sie "Coins Farmen"
Hier behaupten die Devs, es würden sich keine großen, kommerziellen Farmen bilden, weil die Belohnung zu niedrig wäre, um einen Anreiz darzustellen. Das bezweifle ich persönlich, weil es schlicht nicht die Masse an freiwilligen Hobbyfarmern auf ihren Privat-PCs nebenbei gibt, die das für große kommerzielle Industriebetriebe uninteressant machen würden. Die wären jedoch nötig, um das Ziel von Chia zu erreichen. Im Keybase gab es schon welche, die horten massiv Festplattenspeicher, einer meinte, er hatte 400 TB. Da wird sich auch kurz über lang durch Skaleneffekte eine Farming-Industrie herausbilden. Es sei denn, das Team hat noch eine Idee, wie man das verhindert.
Trotzdem dürfte es vom Grundprinzip dort wie bei PoW schwer sein, große Mengen Coins zu akkumulieren. Sofern wenig neue Coins auf den Markt kommen / durch Fees umverteilt werden.


Man sollte auch noch dazu sagen, dass man bei PoW oder PoC erst signifikant wirtschaftlich und technisch aktiv werden muss, um sich am Mining zu beteiligen.
Es sind hier also nicht zwingend die (reichen) Besitzer die Coins, die allein mit ihrem Coin-Besitz Geld verdienen, wie bei PoS. Viele Bitcoin-Wale dürften selbst keine Miner sein. Fast alle PoS-Wale dürften aber Staker sein.
Bei PoW gilt reich ≠ zwingend von der Umverteilung profitierend.
Einziger Nachteil: das egalisiert sich mit der Zeit, wenn die Miner immer die selben bleiben (z.B. Bitmain etc.)

Das zum Thema reine Skaleneffekte bzw. dass es daneben mehr zu beachten gibt.



Probleme wie z.B. eine 'faire' anfängliche Verteilung bzw. eine spätere Umverteilung - das sind wieder klassische PoS- Probleme.
Hier widersprichst du dir auch in den zwei Punkten, siehe 'es wird viel umverteilt' und 'alle Coins verbleiben bei ihnen'.
Mit "es wird viel umverteilt" meinte ich den Bezug auf die gesamte Umlaufversorgung (spezifisch für PoS). Ja, auch in PoW wird durch Mining-Belohnungen umverteilt aber wie gesagt deutlich weniger.
Mit "alle Coins verbleiben bei ihnen" (spezifisch für PoS) ist gerade eben gemeint, dass die Staker ihre Coins behalten und somit deutlich schneller akkumulieren können. Die Miner wenden einen Teil für Betriebskosten auf, dafür müssen sie geminte Coins verkaufen; sie besitzen sie danach nicht mehr. Die Hobbyminer, die den Strom gratis bekommen, zähle ich nicht dazu.