Mal ein paar grundsätzliche Gedanken, die ich mir seit einiger Zeit mache, bzw. die mich insgesamt einfach sehr ratlos lassen:
Ich habe da diese Bekannte, die bei Widerstand 2020, oder wie die sich nennen, ist.
An sich eine halbwegs intelligente, relativ naja, sagen wir, normalgebildete (BWL-Studium) junge (naja, Anfang vierzig) Frau, seit vielen Jahren selbständig und alleinerziehende Mutter, mit einem guten familiären Umfeld. Finanziell solide aufgestellt, Eigenheim, gesund, alles passt.
In Zeiten von Corona könnte man auf den ersten Blick meinen, wäre sie tatsächlich besonders hart betroffen, schließlich kann sie ihrer selbständigen Tätigkeit kaum noch nachgehen (erfordert viel Kundenkontakt), und die Kinderbetreuung ist natürlich in Zeiten von geschlossenen Schulen auch immer ein Problem.
Aber, durch die Nähe zu den Eltern ist die Kinderbetreuung kein Problem.
Finanziell ist sie gut aufgestellt, und sie kann mit staatlichen Hilfen, Alimenten, und dem ihr verbleibenden Restgeschäft wohl an sich ganz gut klar kommen. Natürlich fehlen die "fetten Gewinne" der vergangenen Jahre.
Aber andererseits sind ab und an ein paar magere Jahre in der Selbständigkeit irgendwo ja auch normal (für meine relativ kurze unternehmerische Tätigkeit ist das mittlerweile Krise Nummer 3).
Also alles in allem, diese Person hat IMHO keinen guten Grund, sich besonders betroffen von den Auswirkungen der Lockdowns etc. zu zeigen.
Es fehlt mir zumindest ein wenig das Verständnis, wieso ausgerechnet sie so "auf die Barrikaden geht".
Und mit "auf die Barrikaden gehen" meine ich, dass sie sich tatsächlich in zahlreichen Telegram-Gruppen tummelt, auf Instagram und in privaten Channels bei WhatsApp immer wieder "Corona-Leugner-Content" (schwer zu beschreiben) spammt, in dieser politischen Gruppierung zumindest Werbe-Arbeit leistet, und zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit über die Corona-Diktatur schimpft.
Sie hat mit mir übrigens schon gewettet, dass die Bundestagswahl in diesem Jahr ausfällt "die lassen uns nie wieder wählen".

Wohlgemerkt, ich selbst vermeide es, das Thema überhaupt anzuschneiden, das ist so peinlich. Wie der rassistische Onkel, bei dem man am Esstisch sitzt und darum betet, dass im Radio nichts von "Ausländerkriminalität" kommt.

Schließlich war sie auch vorher nie sonderlich politisch aktiv. Allerdings hatte ich bei ihr schon früher gewisse Sympathien für, sagen wir, "radikale Hetze" gegen Ausländer gesehen. In der Flüchtlingskrise habe ich jedenfalls vermieden, mit ihr über das Thema zu sprechen, da wären wir nur aneinandergeraten. Im Übrigen vermeide ich auch heute konsequent das Thema Corona, wo ich nur kann, leider fragt sie mich immer wieder, was ich dazu meine.
Ohne es genauer zu wissen, würde ich vermuten, dass sie bisher eher dem Nichtwählerlager zuzuordnen gewesen wäre, mit einer gewissen Empfänglichkeit für Ausländerfeindliche oder Law-And-Order Parolen.
Ach, und nicht zu vergessen, über Steuern hat sie sich natürlich auch immer aufgeregt, naja, wer tut das nicht?
Also alles in allem, eher unpolitisch, aber im Zweifel rechts.
Ich für meinen Teil würde mich dagegen eher einordnen als "sehr politisch" und "im Zweifel links", und habe mich schon seit Jahrzehnten immer wieder politisch aktiv gezeigt, wenn auch in den vergangenen Jahren mit weniger Eifer (man wird halt alt, und hat keine Lust mehr, sich auf Demos gegen Vorratsdatenspeicherung o.ä. die Beine in den Bauch zu stehen).
Es will mir einfach nicht ganz in den Kopf, wie es so weit kommen konnte, dass wir in einer Zeit leben, in der diese an sich "Unpolitischen" sich als "Speerspitze" eines selbst verstandenen "Widerstands" gegen eine so empfundene "Diktatur" wähnen.
Je länger ich das im näheren Umfeld miterlebe, umso schwieriger erscheint es mir, hier einen Zugang zu diesen Menschen zu finden.
Im US-amerikanischen Diskurs über die Folgen der Klimawandels-Leugnung hat sich für die Geisteshaltung dieser Personen vor einigen Jahren der Begriff des "Denialism" als Ausprägung einer fundamentalistischen Nicht-Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnis eingebürgert.
Wohin der Denialism in den USA führt, hat uns der 6. Januar letzten Endes deutlich vor Augen geführt.
Ich wüsste zu gerne, wie wir die Eigendynamik einer solchen Entwicklung durchbrechen können, wobei ich bis heute nicht fündig geworden bin, was auch nur gute Ansätze angeht, auch nur eine einzelne Person in meinem näheren Umfeld wieder erreichen zu können.
Wenn ich schon an dieser einen Person scheitere, wie sollen wir dann erst als Gesellschaft mit dieser Minderheit der Denialists aka Covidioten umgehen?Ich will hier einerseits ganz konkret wissen, ob jemand eine Idee hat, wie man überhaupt in einen konstruktiven Dialog mit einem derartig fundamentalistisch verschlossenen Geist treten kann, und andererseits ganz allgemein die Frage in den Raum werfen, ob wir als Gesellschaft damit rechnen müssen, einen Teil unserer Generation als unzugänglich für den breiteren gesellschaftlichen Konsens betrachten zu müssen?
P.S.: mit Covidioten, die hier im Forum einfach Phrasen dreschen, suche ich im Übrigen keinen Ausgleich, sofern sie sich nicht benehmen. Diese sind entweder Hetzer, die sich sich in meinen Augen feige hinter der Anonymität von Webforen verstecken, um ihre überwiegend vorsätzlichen oder in Einzelfällen aus bloßer Ignoranz geborenen Lügen zu verbreiten, oder sie sind primitive Mitläufer, die ohnehin nicht an einem Dialog interessiert sind.
Bei denen geht es lediglich darum, für die Nachwelt zu dokumentieren, dass das Bitcoin-Forum sie wenigsten nicht unwidersprochen ihr Gift versprühen lässt. In diesem Sinne betrachte ich den Kampf gegen die Covidioten hier im Forum als Ehrenrettung für Bitcoin (Bitcoin hat schon genug schlechte Presse, da brauchen wir nicht noch das).