Ja klar. Die Jugendlichen, die jetzt über ein Jahr lang immer hinten anstehen mußten und weiterhin zum Schlangestehen verdonnert sind, haben solche schwachsinnigen Maßnahmen satt. Ist doch logisch.
Immerhin Eigeninitiative. Ist doch schön.

Für manch einen sind diese Jugendlichen Vandalen ...
und #niewiederaufmachen.
Für einige Vertreter der Medien sehe ich aber noch Hoffnung.
Müssen die wohl auch. Sonst ist Corona vorbei und die stehen immer noch da als blinde Empörungshysteriker.
Der Berliner „Tagesspiegel“ steht vor den rauchenden Trümmern seiner Berichterstattung zur Künstler-Aktion #allesdichtmachen. Die Zeitung raunte in einem Bericht von einem „antidemokratischen Netzwerk“, das da im Hintergrund am Werk sei. U.a. spekulierte der Artikel im Duktus einer schwer investigativen Enthüllungsgeschichte, dass der Berliner Arzt und Publizist Paul Brandenburg, der Anti-Corona-Maßnahmen sehr kritisch sieht, einer der Hintermänner bei #allesdichtmachen gewesen sei. Blöderweise hatte niemand vom „Tagesspiegel“ bei Brandenburg angerufen und ihn gefragt. Der wies die Behauptungen zurück. Der „Tagesspiegel“ hat sich inzwischen
öffentlich für die Berichterstattung entschuldigt und eine Internet-Talkshow u.a. mit Brandenburg veranstaltet, um das eigene Versagen aufzuarbeiten. Ein einigermaßen ungewöhnlicher Vorgang im deutschen Journalismus. Nun muss man einerseits schon sagen, dass die Mängel und die Tendenziösität des ursprünglichen Artikels ärgerlich und schädlich für das Vertrauen in „die Medien“ sind. Andererseits muss man dem „Tagesspiegel“ zubilligen, dass er sich öffentlich entschuldigt hat und versucht hat, die Sache aufzuarbeiten. Das ist nicht selbstverständlich. Dass bei dem Talk „Tagesspiegel“-Kolumnist Harald Martenstein die eigene Zeitung scharf kritisieren konnte, spricht zudem für eine gewisse Diskussionskultur.
Ich finde an der Geschichte nach wie vor am merkwürdigsten, dass die „Tagesspiegel“-Redaktion für den Artikel mit nicht namentlich genannten „Journalist:innen des Recherchenetzwerks Antischwurbler“ zusammengearbeitet hat. Was zur Hölle? Laut der stellvertretenden „Tagesspiegel“-Chefredakteurin Anna Sauerbrey handle sich dabei um „Szeneaussteiger“. Aber mit dieser Titulierung waren die „Antischwurbler“ nicht einverstanden. Jetzt steht unter dem Artikel zum Web-Talk, es seien „mehrere Personen, die im vergangenen Jahr zunächst selbst Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen besucht haben, dort nach eigener Aussage über die Zusammensetzung der Teilnehmer erschraken.“ Gemeinsam mit einer befreundeten Journalistin hätten sie sich entschlossen, „ihre Vernetzung in der Szene, etwa in einschlägigen Telegram-Kanälen, zu nutzen, um Organisationsstrukturen und extremistische Tendenzen in der Szene zu recherchieren und zu dokumentieren.“ Das ist mega-dubios und alles andere als transparent. Der „Tagesspiegel“ konnte jedenfalls in den vergangenen Tagen einen Praktikanten sicher ganz gut damit auslasten, immer wieder neue Korrekturen- und Erklärungs-Updates unter die #allesdichtmachen-Berichterstattung zu setzen. Die Talkshow war übrigens überschrieben mit „Alles richtig gemacht bei #allesdichtmachen?“ Wenigstens auf diese Frage gibt es eine eindeutige Antwort: nein.