Ich will da jetzt noch nicht zu viel Zitieren aber aus der Sicht meines Konzerns wo ich arbeite, wer hat den längeren Atem und trägt das russische Volk die Sanktionen mit oder wie lange, oder stellt Putin die Europäische Wirtschaft lahm?
Warum Lahm, hat sich da schon jemals wer Gedanken darum gemacht? Alleine Automotive und Stahlindustrie:
- Es gibt so gut wie keine Kabel mehr, weil so gut wie die meisten Kabelstränge kommen aus der Ukraine -> aktueller Produktionsstopp oder Reduzierung.
- Fast alle wichtigen Legierungselemente für die Stahlindustrie kommen aus Russland, und die Lager sind durch den hohen Preis der letzten Monate nicht voll.
- Sollte das worst case kommen (nein nicht nuklearer Krieg -> nicht worst case sondern wäre Ende) und Putin dreht das Gas und Öl ab, die ganze EU Industrie würde innerhalb von Monaten stehen... und zum Beispiel einen herunter gefahrenen Hochofen bekommt man zwecks gas Mangel nicht mehr morgen wieder hoch gefahren!
Sollte die Stahlindustrie und Automotiv Industrie einmal stehen, steht vermutlich alles... Denkt an die Zulieferer und alles andere...
Ohne diplomatische Lösung BALD wird das für uns in Europa der Supergau, kimt bald vorher der Bürgeraufstand in Russland oder zwingt Putin Europa bald Wirtschaftlich in die Knie? Was denkt ihr? Die Rohstoffe aus Russland für Europa in Öl, Gas, Kohle und seltene Elemente und mit den großen Atomkraftwerken zwecks Strom der Ukraine sind nicht weg zu denken, oder liege ich da falsch?
Ich denke, egal wie es endet wir in Europa (EU) sind die Verlierer, oder lernen wir davon... Leider bezweifle ich das!
Na ja... von der Politik wird nun natürlich verbreitet, das man das locker schafft.
Und es wird erzählt, daß alle Leute bereit sind, dafür auch die Kosten, die sich noch gar nicht ausmahlen können, zu tragen.
Ich sehe das nicht so. Irgendwann, wenn bestimmte Punkte erreicht sind, kehren die Leute dahingehend zurück:
erst kommt das Fressen, dann die Moral.
Zur Erinnerung:
Die Gasimporte aus Russland lagen bei über 50%.
Die Erdölimporte aus Russland lagen bei ~34%.
Die Importe von Kohle und Kohleprodukten aus Russland lagen bei ~57%.
Nickel ist für die Energiewende, für Autobauer, für die Stahlveredelung etc. unerlässlich. Der größte Produzent von Nickelmetall kommt aus Russland. Eine rasche Kompensation durch Indonesien, die Philippinen oder Kanada scheint mir hier ebenfalls schwierig. Denn dazu müßte ja kurzfristig die Fördermengen für alle Abnehmer erhöht werden.
Palladium (Automobilindustrie etc.) zählt schon jetzt zu den kritischen Rohstoffen in der EU. Nach Südafrika ist Russland mit Abstand der zweitgrößte Produzent. Die südafrikanischen Hersteller haben bereits verlauten lassen, dass sie einen etwaigen Ausfall, der von Sanktionen herrührt, nicht auffangen können.
Man kann die Liste endlos weiterführen, die Folgen werden jedenfalls nicht so easy peasy sein, wie von einigen veranschlagt. Sicher wird die deutsche Industrie nicht komplett in die Knie gehen. Aber es wird preisliche Verwerfungen für alle Verbraucher geben und einzelne Industriebereiche dürften durchaus einen großen Nachteil im Kampf um die globalen Märkte erfahren. Die Inflation dürfte nochmal angeheizt werden und Europa wird sich länger als gedacht mit den Folgen beschäftigen müssen.
Ich war am Freitag tanken, tief in Brandenburg, und da gab es am Tanke-Imbiss schon jetzt ziemlich heftige Diskussionen über die Spritpreise und Kosten der Sanktionen, die der Normalo tragen wird. Der allgemeine Tenor war, daß man sich eben nicht von heute auf morgen anders mobil aufstellen kann, weil es dafür keine Infrastruktur gibt, und daß man für die "Spritpreise" auch immer nur ein bestimmtes Budget der Haushaltskasse zur Verfügung hat. 3 von 4 BerlinerInnen und BrandenburgerInnen fahren mit Sprit aus dem PCK Schwedt, einer Raffinerie, die direkt mit der Erdöltrasse Druschba versorgt wird. Ich sehe nicht, wie man das mal eben auf die Schnelle kompensieren könnte. Opec und Opec Plus freuen sich natürlich. Es besteht ja kein Grund zur Erhöhung der Fördermengen, solange sich "gutes Geld" verdienen lässt. Das sind ja keine Wohltäter.
Und selbst wenn wir es über den Sommer schaffen, für den nächsten Winter gibt es noch keine Lösungen. Nur Lösungsansätze und Parolen. Die zwei geplanten Flüssiggasterminals sind dann nach deutschen Maßstäben zu 100% noch nicht fertig und es stellt sich die Frage, ob die Terminals in Holland, Belgien oder Frankreich das kompensieren können. Es kommt ja nicht von ungefähr, daß Robert Habeck nun tatsächlich prüfen lässt, ob eine Laufzeitverlängerung der bestehenden KKW's in Betracht kommt.
Und du hast die Stahlproduktion angesprochen... ein Abschalten der Stahlproduktion ist unmöglich.
Das fängt an bei der Kokerei, in der Kokskohle erzeugt wird, die man für die Stahlproduktion zur Reduktion benötigt. Eine Kokerei muß durchgängig laufen. Fährt man die Kokerei runter, dann ist die Auskleidung der feuerfesten Materialien quasi Geschichte, sie muß erneuert werden. Das geht in die dreistelligen Millionen. Beim klassischen Hochofen verhält es sich fast genauso. Hochöfen werden eigentlich nur abgeschaltet, wenn eh Reperaturen und Erneuerungen anstehen oder wenn die komplette Entleerung nicht gelingt und man verbliebene Reste von Roheisen und Schlacke rausmeißeln muß.
Das Hochfahren inklusive des Neuausbaus der Feuerfestverkleidung kann dann auch wieder Monate dauern und Millionen kosten. Deshalb lassen die meisten Hütten ja immer zumindest einen Teil ihrer Produktion laufen, wenn sowas ansteht.
Und woher soll dann die Kohle kommen? Aus Australien, aus West Virginia oder Pennsylvania?
Ob und wie lange das russische Volk die Sanktionen mitträgt? Kein Ahnung. Die sind aber sicher leidensfähiger, als wir denken.
Sanktionen, die zuerst die Armen und zwangläufig das normale Volk treffen, sind immer ein zweischneidiges Schwert.
Die USA waren lange der Meinung, daß auf Grund der Folgen ihrer Sanktionen das iranische Volk sich irgendwann seiner Ajatollah's entledigen wird. Aber das funktioniert eben nicht so. Sicher gab es im Iran zunehmend Unmut gegen die Regierung, gleichzeitig verfestigte sich aber der Anti-Amerikanisnus. So kann man nichts gewinnen.