Post
Topic
Board Altcoins (Deutsch)
Merits 6 from 2 users
Re: Erstes Blutbad 2022 - Die Bären sind los
by
d5000
on 07/06/2022, 22:07:37 UTC
⭐ Merited by 1miau (4) ,Buchi-88 (2)
Aber gibt es solche Projekte überhaupt noch großartig? Mir fällt da aktuell keines ein, wenn ich 2-3 Jahre zurückdenke. Und auch wenn ein Protokoll Dezentralität zulässt, musst du erstmal die Masse dazu bewegen, am Protokoll teilzunehmen.
Die beiden neuesten halbwegs großen Altcoin-Projekte, die ich kenne und wirklich als dezentral bezeichnen würde, sind PirateChain (ARRR) und Grin. Beide aus den Jahren 2018/19. Du hast also schon recht, das ist lange her. Es gibt sicherlich auch neuere Projekte, aber keines hat es geschafft, wirklich auf sich aufmerksam zu machen.

Ich sehe da aber auch ein systemisches Problem. Dieser Anreiz, ständig neue Coins zu veröffentlichen, besteht hauptsächlich bei zentralisierten Projekten, da man ja dann per ICO/Premine und etwas Influencer-Marketing schnell zu Geld kommen kann - das ist gar nicht nur negativ gemeint, sondern es bietet den Entwicklern auch etwas finanzielle Stabilität.

Bei einem dezentralen "neuen" Coin-Projekt müssen die Devs entweder altruistisch beginnen (bzw. "in Vorleistung gehen", um eventuell von einer Wertsteigerung zu profitieren) oder ein komplexeres Geschäftsmodell aufbauen, um die Devs zu zahlen - nehmen wir mal den "Blockstream"-Ansatz, also z.B. Dienstleistungen und Mining. Das funktioniert erst, wenn der Coin recht groß geworden ist. Und die Kontrollabgabe bedeutet auch Risiko, da jederzeit jemand mit größeren Ressourcen einspringen und die größten Gewinne abschöpfen könnte. Als Alternative bietet sich natürlich der Instamine an (also als Strategie: den Coin-Start so unauffällig wie möglich zu gestalten), aber der hat natürlich zu Recht einen negativen Beigeschmack.

Da ist es dann eventuell gar nicht mehr attraktiv, einen ganz neuen Coin zu starten, sondern eher in einen alten zu investieren und diesen mit zu verbessern. Hauptsächlich natürlich in Bitcoin selbst, aber ich denke deswegen halten sich z.B. Doge, XMR und LTC weiter recht gut.

Dazu kommt dann noch, dass natürlich Exchanges am meisten verdienen, wenn mit möglichst vielen Coins spekuliert werden kann, sie haben also keinerlei Anreize irgendwas an diesem System zu ändern.

Technologiemäßig sind allerdings dezentrale Projekte klar im PoW-Bereich angesiedelt sowie in Chains, die keine "turingvollständigen Smartcontracts" bieten. Ich denke ein dezentraler Ethereum-Konkurrent wäre durchaus eine Marktlücke für jemand, der trotz oberen Einschränkungen etwas neues in dem Bereich probieren möchte (gab ja z.B. schon mal Ellaism, aber der ist so gut wie tot). Smiley