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Re: Corona
by
qwk
on 14/06/2022, 17:26:02 UTC
⭐ Merited by 1miau (2)
Zur Fehlerkultur gab es aber tatsächlich mal eine Studie.
Demnach landete Deutschland auf Platz 60 von 61 untersuchten Staaten. Nur in Singapur war man noch merkwürdiger.
Habe den Link nicht zur Hand, suche im Netz einfach mal nach Michael Frese.
Da war ich neugierig, aber leider konnte ich die Originalquelle nicht finden.
Meist scheint man sich auf diesen Artikel in der Zeit von 2013 zu berufen:
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/04/kunst-scheitern-fehler-machen/komplettansicht
Die Zeit gibt selbst Quellen an, allerdings fehlt eine direkte Quellenangabe zu besagter Studie:
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/04/kunst-scheitern-fehler-machen-quellen
Man kann allenfalls mutmaßen, dass die Studie ihrerseits in einer der Quellen Verwendung findet.

Wenn also heute jemand diese Angabe "Platz 60 von 61" macht, bezieht er sich damit häufig auf die Tertiärquelle "Zeit", welche sich auf die Sekundärquelle "Michele J. Gelfand, Michael Frese, Elizabeth Salmon: Cultural Influences on Errors: Prevention, Detection, and Management; in: David. Hofmann & Michael Frese: Errors in Organisations. SIOP Organizational Frontiers Series" bezieht, welche sich ihrerseits möglicherweise auf die Primärquelle "Studie von Frese" beziehen könnte.
Und dann ist schon die Tertiärquelle aus dem Jahr 2013, damit dürfte die Primärquelle mindestens zehn Jahre alt sein.


Das soll nun nicht heißen, dass die Fehlerkultur in Deutschland toll wäre, oder dass ich der These von der schlechten Deutschen Fehlerkultur widersprechen würde.
Im Gegenteil, wenn heute noch von augenscheinlich einer nicht ganz unerheblichen Anzahl an Deutschen die zigtausendfach widerlegten Schein- und Falschargumente der selbsternannten Impfskeptiker und Corona-Leugner wiedergekäut werden, halte ich die Fehlerkultur zumindest dieser Deutschen ebenfalls für fragwürdig.

Andererseits will ich auch eine Lanze brechen für die Fehlerkultur der Deutschen, und der These der besagten Studie einfach mal teilweise widersprechen mit dem Verweis auf die Erinnerungskultur der Deutschen in Bezug auf das sog. Dritte Reich.
Wenige "Völker" sind so sehr ihrer eigenen historischen Fehler gewahr wie die Deutschen, behaupte ich hier einfach mal.
Das ist Fehlerkultur. Gute, ja, in gewisser Weise herausragende Fehlerkultur.
Und wenn ein Björn / Bernd Höcke diese Fehlerkultur in Form eines sog. "Denkmals der Schande" verunglimpft, ist das nur die Bestätigung, dass zumindest die Nicht-AfD-ler in Deutschland eine erheblich bessere Fehlerkultur haben als so ein rechtsbraun versiffter Haider-Verschnitt.

Und auch unsere ostdeutschen Landsleute zeigen ein gerüttelt Maß an guter Fehlerkultur, indem sie die DDR nicht unnötig romantisieren, so sehr sie auch teils Verlierer der Wiedervereinigung waren.

In diesem Sinne, auch wenn's ein (beinahe) vollständiger Abdrift ins offtopic war: so schlecht ist die Fehlerkultur aller Deutschen wohl nicht.
Die schlechte Fehlerkultur scheint sich in Deutschland allenfalls weit rechtsaußen zu manifestieren.