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Board Trading und Spekulation
Re: Arbitrage - eine kleine Gedankensammlung
by
Turbartuluk
on 04/06/2023, 18:10:07 UTC
Woran ich dabei gedacht habe ist z.B. der Preisunterschied zwischen KYC und No-KYC.
Hab aus spaß mal local Monero ausprobiert um damit nen paar sachen zu bezahlen und dabei theoretisch völlig anonym bleiben zu können.
Die Preise weichen dabei bis zu 10% und mehr von den CEX Kursen ab, weil der arbitrageur für seine Arbeit ja auch entlohnt werden will. Der Verkäufer akzeptiert dagegen die niedrigen verkaufskurse für XMR weil nen anderer letztlich sein KYC für die Fiat überweisung hergibt.

Wie Du weiter unten schon richtig fragst, ist das überhaupt Arbitrage?

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Definition: Was ist "Arbitrage"?
Börsengeschäfte, die Preis-, Kurs- oder Zinsunterschiede zwischen verschiedenen Märkten zum Gegenstand der Gewinnerzielung machen. Volkswirtschaftlich gesehen führen Arbitrage-Prozesse zu einem Ausgleich bestehender Preis-, Kurs- und Zinsdifferenzen zwischen den Teilmärkten und bewirken damit eine einheitliche Preis- und Zinsfeststellung. Mit der zunehmenden Ausbreitung des Computerhandels an der Börse sowie der Vernetzung der Börsenplätze werden die Möglichkeiten für Arbitragegeschäfte immer geringer.
Quelle

Jetzt könnte man natürlich sagen, wenn es nur genug Leute tun, dann gleicht sich der Preis vom anonymen Lokalmarkt dem des offiziellen Marktes an. Aber das wird nicht passieren (in Deutschland), weil die ganze Nummer, wie Du sie beschrieben hast, nicht egal skaliert werden kann. Genau deshalb gibt es diese Abschläge. Wenn einer ne Goldmünze im Museum für drei Millionen klaut und die dann für 1,5 Millionen verkauft, macht der Käufer ja auch kein Arbitrage in Bezug auf den Goldpreis. Ob man das im weitesten Sinne als "Arbitrage" zwischen legen und illegalen Märkten bezeichnen könnte, das weiß ich nicht und ist vielleicht eher eine philosophische Frage.

Ich könnte mir also vorstellen, dass man den Prozess ggf. (Teil-)automatisieren kann und trotzdem die Preisunterschiede die selben sind weil andere arbitrageure noch manuell arbeiten.

KYC hergeben, damit andere anonyme Geschäfte machen können, kann nicht legal sein. Wenn man irgendwas, was mindestens in der Grauzone ist, auch noch automatisiert, dann kann es richtig knallen.

Das gleiche könnte ich mir z.b. auch bei Bitcoins mit CEX historie vorstellen die auf DEX dann möglicherweise "mehr wert" sind also normale "DEX BTC".

Das ist von mir aber wirklich alles nur Spekulation, weil ich auf DEXn bisher nicht unterwegs war und bei P2P die Prozesse im Hintergrund nicht kenne.
Auch weiß ich nicht ob man das überhaupt wirklich als arbitrage bezeichnen kann oder ob das letztlich wie bei binance australia nur nen reward für zusätzlich eingegangenes Risiko ist (im Falle von p2p z.B. das Risiko irgendwann mal mit nem geldwäschevorwurf von der Polizei konfrontiert zu werden und dann den Stress zu haben). Das risiko könnte man zwar wahrscheinlich ausschließen indem man als juristische Person agiert aber auch das verursacht ja wieder Aufwand und Kosten.
Hab mich damit aber noch nicht wirklich tiefer gehend beschäftigt, ist mehr so eine fixe Idee gewesen.
Mein eigener Arbitrage Indikator ist jedenfalls rein CEX bezogen.

Lies Dir das hier mal durch: Besuch von der Kripo: Geldwäschevorwurf Fidor+bitcoin.de | Update: und nochmal!!

Ist von einem unserer deutschen Mitglieder hier. Da habe ich wirklich gestaunt, weil die Person offiziell Bitcoin.de genutzt hat und da man sich theoretisch individuell für einen Handelspartner entscheidet, kann man in Probleme geraten. Was aber auch irgendwie absurd ist, weil man implizit annimmt, dass vol verifizierte Bitcoin.de Mitglieder irgendwie auch rechtmäßige und autorisierte Handelspartner sind. Das ist ja völlig abwegig, wenn ich eine voll lizenzierte Handelsbörse nutze, dass ich noch einen Hintergrundcheck der Person hinter einem Nutzernamen durchführe, um sicherzustellen, dass ich da nicht mit jemandem in Kontakt bin, der Dreck am Stecken hat. Da kam tatsächlich nach nem Trade auf Bitcoin.de die Kriminalpolizei ins Spiel. Nun hast Du eine Vorstellung, ob sich Deine oben beschriebene Aktivität noch klassisch Arbitrage nennt, oder eher Ab-/Zuschlag auf zusätzliches Risiko.

Edit:

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Das risiko könnte man zwar wahrscheinlich ausschließen indem man als juristische Person agiert aber auch das verursacht ja wieder Aufwand und Kosten.

Hatte ich vergessen zu fragen: was bitte kann man ausschließen als juristische Person? Dass die Polizei rausfindet wer du bist und dich deshalb nicht verfolgen kann oder dass es generell dann nicht illegal ist?

Bevor ich hier in eine Ecke geschoben werde in die ich nicht gehöre vielleicht vorab mal eine Frage: Ist Privatsphäre für dich grundsätzlich illegal?!

Ja, Anonymität wird durch kriminelle Subjekte ausgenutzt, aber deswegen ist Anonymität nicht per se kriminell. Ich möchte ehrlich gesagt nicht in einem System wie dem chinesischen social credit System leben wo alles kontrolliert und überwacht werden kann und jedwede Form von anonymer Bezahlung ausgeschlossen ist.

Alles was ich für XMR gekauft habe hätte ich auch mit Bargeld anonym bezahlen können, aber ich wollte es halt "digital" bezahlen. Und ja vielleicht bin ich einfach vorgeschädigt weil ich zu viele Statistiker im Freundeskreis habe und weiß was auch in westlichen Demokratien an Daten gesammelt wird und wie diese ausgewertet werden. Und obwohl ich nicht alles von mir preisgeben will kann ich ja trotzdem ein guter Staatsbürger sein, oder etwa nicht?!

Was die andere Seite des arbitrageurs angeht ist das mit der philosophischen Frage nicht weit weg, da gebe ich dir recht. Da sind in meinen augen BTC und XMR aber noch zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Wenn ich wie bei XMR die historie nicht überprüfen kann, dann gibt es ja im grunde nur zwei Möglichkeiten. Entweder es gilt die unschuldsvermutung und jeder coin ist gleich zu behandeln (egal ob CEX, DEX oder p2p) oder aber XMR Nutzer werden unter Generalverdacht gestellt, dann gehörten anonyme coins aber auch regulatorisch verboten. Sofern letzteres nicht passiert scheint man sich ja im gesetzlichen Rahmen zu bewegen.

Aber ich glaube das würde hier schnell in eine grundsatzdiskussion ausarten. Ich bin mit unseren Liberalen Demokratien eigentlich ganz zufrieden, denn wie hat schon Benjamin Franklin gesagt: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren."