Grundsätzlich finde ich es aus Eigeninteresse gut jetzt schon Nachweise für die Bitcoin Käufe abzulegen. Ich würde das nach besten Wissen und Gewissen machen. Damit halte ich das Risiko für akzeptabel.
1.) das Finanzamt muss dich prüfen
Meiner Erfahrung nach stellt das Finanzamt eher wenig fragen. Die picken sich evtl. 2-3 Punkte aus deiner Steuererklärung heraus, fragen nach und geben sich schnell mit einer Antwort zufrieden. Die normalen Finanzbeamten lassen es bei einer Plausibilitätsprüfung und tauchen gar nicht so tief ein.
Eine größere Gefahr geprüft zu werden ist:
(i) Wenn du reich bist. So eine Steuerfahndung muss ja priorisieren sollte wirtschaftlich arbeiten. Die verschleudern nicht 100 Personenarbeitstage, um dir bei den Werbungskosten einen Kugelschreiber weg-zu-diskutieren.
(ii) Evtl. könntest du auch geprüft werden, wenn du politisch aktiv wirst und dir Feinde machst. Eine andere Partei könnte dann anweisen dich mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier ginge es nicht um die Wirtschaftlichkeit sondern um Schädigung des politischen Gegners.
Wenn du bezogen auf Beruf und soziale Stellung pro Monat nicht allzu viel verkaufst an Bitcoin prüft da wahrscheinlich keiner. Wenn du richtig reich werden solltest und einen auf dicke Hose machen möchtest, dann zieh einfach nach Dubai, cash aus und ziehe dann nach Thailand oder so. Da wird das deutsche Finanzamt nix von mitbekommen. Außerhalb der Landesgrenzen sind die Hürden dann nochmal höher.
2.) das Finanzamt akzeptiert deine Belege nicht
Mit den Belgen die man hat, kann man erst mal in den Ring steigen. Das du geprüft wist und deine Belege abgelehnt werden, ist in Kombination schon unwahrscheinlich. Ich würde vorab nicht fragen welche Belege das Finanzamt sehen möchte. Solche Aussagen sind erst mal unverbindlich, außer du bezahlst viel? Geld. Möchtest du überhaupt einen regen Austausch mit mehreren Mitarbeitern des Finanzamts zu diesem Sachverhalt? Natürlich handeln wir legal und die Mitarbeiter des Finanzamts werden dich schon nicht überfallen, aber am Ende wissen 2-50 zusätzliche Menschen deine Adresse + du hast viel Bitcoin. Grundsätzlich möchte ich, dass nur wenige Menschen meine Adresse kennen und wissen, dass ich viel Bitcoin besitze.
3.) strategische Verkäufe durch UTXO Management
Über BIP 85 lassen sich von einem Seed mehrere Wallets ableiten. Hier kannst du deine Bitcoin ordnen nach (i) Compliance der Herkunft und (ii) Compliance der Belege. Und bei einem Verkauf prüfst du aus welcher Wallet du verkaufst. Je nach Zukunftsszenario bist du breit aufgestellt.
(a) KYC-frei Du bist Iraner und der Staat Iran verfolgt dich. Hier könntest du all deine KYC Bitcoin dem Staat übergeben und mit deinen P2P Bitcoin das Land verlassen.
(b) Quelle wichtig, Belege weniger wichtig Du lebst in Dubai. Du verkaufst Bitcoin, die du früher bei Kraken gekauft KYC hast an eine Börse in Dubai. Nach einem Jahr verkaufst du Bitcoin in Höhe von 2000 EUR pro Monat mit Quelle FTX aber mit schlechteren Belgen bedingt durch die FTX-Insolvenz.
(c) Belege wichtig, Quelle weniger wichtig Du lebst in Deutschland und verkaufst Bitcoin im Wert von monatlich 1000 EUR über Bisq. Hier kümmert sich keiner über die Historie der Bitcoin. Aber der Zufluss des Geldes ist evtl. ggü. dem Finanzamt oder der Bank zu begründen. Dank guter Belege kannst du das.
Je nach Zukunftsentwicklung zapfst du immer die richtige Wallet an.
Fazit: Käufe von Bitcoin gegen Bargeld kann man bis 20% beimischen