Ja, wir haben diese Freiheiten derzeit. Ich würde aber beispielsweise gerne sehen, daß die breite Bevölkerung default-mässig Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verwendet. Wir waren schon auf einem guten weg. Ich hatte mich sehr gefreut, daß whatsapp usw. auf den encryption-Zug aufspringen.
Solange die ureigensten Interessen der Unternehmen einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung widersprechen, glaube ich nicht an einen dauerhaften Siegeszug der Kryptographie in endanwenderfreundlichen Consumer-Produkten. Es sei denn, man zwingt die Unternehmen dazu.
Jetzt kommen die Herren Politiker und meinen das müsse eingeschränkt werden wegen Terrorgefahr und Kinderpornos. Das Problem sehe ich dann, wenn das blosse versenden von verschlüsselten Daten bereits als Verdachtsmoment gilt.
Das Thema haben wir ja nun schon seit ewigen Zeiten. Das wird immer wieder von Seiten der Law-And-Order-Fraktion aufgegriffen werden. Dem lässt sich nur mit einem unbedingten Beharren auf dem Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung begegnet werden. Den großen Lauschangriff können wir nicht mit dem Rückzug ins Private abwenden, dem muss man auf politischer Ebene immer und immer wieder widersprechen.
Verschlüsseln tun nur Kriminelle und Terroristen. Unbescholtene, freie Bürger die ja nichts zu verbergen haben, schicken gefälligst Klartext oder DE-Mails.
Der ewig gleiche, ewig falsche Sermon vom rechtschaffenen Bürger, der ja nichts zu verbergen hätte. Auch den käut der Law-And-Order-Gaul gerne wieder, da kann unsereins nichts anderes tun als darauf hinzuweisen, dass die Verletzung von Grundrechten genau eines ist, nämlich unvereinbar mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, und damit kriminell.
Auch der Verbraucherschutz ist keineswegs ein leeres Argument. Der Einzelne ist eben längst nicht mehr in der Lage, sich gegen die Anfeindungen (so muss man es mittlerweile schon nennen) von vielhundertseitigen AGB bei der Anmeldung bei Facebook zu wehren.
Wo ist die Freiheit des Einzelnen, wenn ein Mobiltelefon aus beispielsweise beruflichen Gründen benötigt wird, es aber eben unter den wenigen Anbietern keinen mehr gibt, der den Datenschutz in seinen AGB nicht massiv einschränkt? Der vielbeschworene mündige Bürger hat eben nicht länger die Wahlfreiheit, wenn die Alternativen alle gleich sind.
Hier kann nur Regulierung die Macht der Unternehmen brechen.
Vielleicht. Aber hier ist auch eine Gefahr, nämlich das oben genannte "regulatory capture". Auch scheint mir was du beschrieben hast nicht wirklich zu funkionieren, oder? Ausser popups welche mich darauf hinweisen, daß internetseiten Cookies speichern und Anwälten die Webseitenbetreiber verklagen weil sie google analytics ohne "anonymize IP feature" verwenden (als ob das hilft), hab ich noch nicht viel gemerkt von Verbraucherschutz.
Umso wichtiger ist es doch, darauf hinzuweisen, dass die momentane Regulierung nicht ausreichend ist, um den Verbraucher zu schützen. Da dürfen sich die wenigen, die um die Bedeutung und Auswirkung von Datenschutz wissen, nicht ins Private zurückziehen und Kryptographie im stillen Kämmerlein nutzen.
Ansonsten, ja, es ist noch nicht so viel passiert. Andererseits darf man sich schon die Frage stellen, wo wir wären, wenn es denn überhaupt keine Einschränkungen für den Zugriff auf die privaten Daten des Bürgers gäbe. Bisher ist Datenschutz aber leider noch immer vor allem Pflicht für den Staat, nicht aber für Unternehmen. Den Datenschutz als Pflicht auch in die Unternehmen zu bringen, ist die große Herausforderung unserer Generation.
Was man da machen könnte? Ich würde bei den AGB anfangen. Ein Gesetz, das die Länge von Vertragstexten beschränkt auf eine dem Wert des Vertrags angemessene Anzahl von Seiten wäre mal ein großer Schritt in die richtige Richtung

Du hast es oben schon richtig gesagt: "Wir haben diese Freiheiten dank PGP, Bitcoin & Co. längst.".
Ich würde diese Freiheiten gerne behalten.
Ich bin da zuversichtlich.
