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Board Deutsch (German)
Re: Bitcoin & die Steuer - FAQ
by
twbt
on 02/03/2018, 13:46:19 UTC
Mal zu den Verbrauchsfolgeverfahren: Es spielt genau genommen keine Rolle, ob man FiFo oder LiFo anwendet und das in seine Tradingstrategie einbezieht, man käme immer zu dem gleichen Ergebnis. Beide Verfahren kann sich plastisch ganz gut wie einen "Rangierbahnhof" vorstellen, ich muss die Züge eben entsprechend sortieren, damit ich zum gewünschten Ergebnis komme.

Das Bild passt ja ganz gut: Was genau sind dann diese Depots in der Bitcoinwelt? Und wie weise ich dem Finanzamt gegenüber nach, dass meine Züge jeweils in getrennte Depots rangiert wurden? Genau von dieser Fragestellung kamen wir ja letztens hier im Thread. Die Antwort darauf kann sein: Die Depots sind unterschiedliche Wallets. Nun muss man dann aber eben klarhaben, was überhaupt ein solches Wallet technisch genau ist.

Ich mach' das nochmal praktisch: Auch Bitcoin Core nutzt die in meinem Post beschriebenen HD-Wallets (seit Version 0.13, wenn ich es recht sehe). Es besteht also ein technisch klar dokumentierbarer Zusammenhang der im Wallet generierten Adressen. Damit kann ich also belastbar behaupten: Dieses Wallet A ist mein Hodl-Wallet, dieses Wallet B ist mein Trading-Wallet. Auf beide wende ich (depotgetrennt) FIFO an. Was aber, wenn ich die Wallets mit Version 0.12 erstellt habe? Muss ich dann dem Finanzamt gegenüber einfach nur behaupten, dass diese (technisch beliebige) Ansammlung von Adressen und Transaktionen ein Depot ist? Und machst Du das für Deine Mandanten mit Excel-Tabellen, in die Du einfach die Transaktionen einträgst, die für den Mandanten am vorteilhaftesten sind? Und das kauft Dir dann der Klaus vom Finanzamt ab? "Wunderbar. Exceldepots. Die verstehe sogar ich. Vielen Dank."

Darum geht es mir bzgl. der völlig pragmatischen Ausgangsfragestellung von bct_ail, an die ich hier nochmal erinnern möchte:

Zur Walletgetrennter Berechnung: Wie beweise ich ggü. dem FA, dass Wallet A fürs Traden und Wallet B für HODL genutzt wird?

Also, ebenso pragmatisch die Frage an Dich, Kryptotaxpert: Was genau sind die konkreten Depots, die Du empfehlen kannst, um die Züge passend zu rangieren?

EDIT: Nochmal zur Erläuterung, warum ich da die ganze Zeit technisch so drauf rumreite: Der in der Szene wohlbekannte Craig Pseudo-Satoshi Wright hat sich das mit den öffentlich in der Blockchain dokumentierten Transaktionen schlicht zunutze gemacht, um gegenüber seinem Finanzamt Ausgaben zu behaupten, die er wohl nie getätigt hat:

Besonders interessant ist ein Beweismittel der Anklageschrift: Ein angeblicher Vertrag zwischen Craig Wright und Dave Kleiman. Wie die meisten von Craig vorgelegten Dokumente war dieser zurückdatiert, und die Unterschrift von Kleiman war mit der erwähnten Computerschrift Otto gefälscht. Dieser Vertrag benennt zwei Adressen, die Craig gehören, die 12hRmmSda9qSSEH656zBaKEbeisH6ZhdTm sowie die 12C9c9VQLMrLi4Ffzq2wDvwrKnUPaAaNFp. Dem Vertrag zufolge würde Wright bis zum 30. April mehr als 200.000 Bitcoins von diesen Adressen an Adressen im Besitz von Kleiman senden, welche dieser bis zum 30. Dezember 2013 zurückzahlen sollte. ...Was Craig mit diesem gefälschten Dokument genau wollte, ist unklar. Eventuell wollte er beanspruchen, der Eigentümer irgendwelcher echten oder erdachten Produkte zu sein, die W&K entwickelt hatte, vielleicht wollte er den Erben von Dave Kleiman vormachen, dieser schulde ihm noch mehrere hunderttausend Bitcoins. Am wahrscheinlichsten ist aber, dass das Dokument dort hinführt, wo die Operette begann: zum  australischen Finanzamt. Denn Craig konnte durch das Dokument behaupten, im Jahr 2011 40 Millionen Australische Dollar ausgegeben zu haben, um so seine Steuerlast mittels Abschreibungen vermutlich über Jahre hin auf Null zu drücken.

Ähnliches kann man auch selbst mit Transaktionen treiben, die man sich einfach beliebig aus der Blockchain raussucht: Hier Klaus, schau mal: Ich hab' die Coins vor zwei Jahren gekauft und dann am 15.11.2017 verkauft. Haltefrist klar eingehalten. Steuerfrei. Beweis: Blockchain. Usw. Usf.