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Board Off-Topic (Deutsch)
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Re: Was ist eigentlich los in Deutschland?
by
qwk
on 19/09/2018, 15:43:08 UTC
⭐ Merited by Bierchen (2) ,Chefin (2)
Für einen Staat gilt genauso wie für Hans Wurst, gibt er dauerhaft mehr Geld aus, als er einnimmt, dann wird er unwiderruflich pleite gehen.
Das ist weder empirisch belegt noch im Rahmen gängiger volkswirtschaftlicher Theorien nachvollziehbar.
Diese Aussage wird erst wahr, wenn die Mehrausgaben den Zuwachs an wirtschaftlicher Leistungskraft, i.d.R. gemessen am BIP, mittel- bis langfristig deutlich übersteigen.

Versucht der Staat bzw. die Staatsbank mathematische Gesetzmäßigkeiten, Kraft seiner / ihrer Wassersuppe, durch eine "komplexe Geldpolitik der EZB" (Buchgeldschöpfung aus dem nichts
Da haben wir das Problem: die Formulierung "Buchgeldschöpfung aus dem nichts" lässt letztlich nur auf eines schließen, nämlich auf ein Unverständnis von Basiswissen, das in diesem Fall tatsächlich jeder Zweitsemester BWL beherrschen sollte (um ganz genau zu sein ist das Erstsemesterstoff VWL, es kommt also darauf an, in welchem Semester der BWLer diesen Kurs belegt).
Die sog. Buchgeldschöpfung aus dem Nichts ist in der Realität eine Schöpfung aus den Opportunitätskosten (in neuerer Literatur in diesem Zusammenhang gelegentlich als Opportunitätswert oder Opportunity Value bezeichnet).

also ganz streng genommen Herausgabe von Falschgeld
Ich könnte nun gehässig sein und auf die Ursprünge dieser Sichtweise auf Buchgeld verweisen.
Historisch einzuordnen sind sie Ende des 19ten Jahrhunderts, populär wurden sie im Rahmen der Ablehnung sogenannter "Zinsknechtschaft" zu Beginn der 20er Jahre.

Ein halbwegs klarer Menschenverstand genügt.
Das dachte man im Rahmen der "Deutschen Physik" auch über Einsteins Relativitätstheorie.

"Die Freiheit des Individuums endet in einer rechtsstaatlichen Demokratie zwangsläufig in der Unterordnung unter gesellschaftliche Normen."
Das haben sie uns in der DDR in der Schule auch gesagt, sie nannten es "Diktatur des Proletariats" und weil das Proletariat ja die Mehrheit der Bevölkerung stellt, war es demokratisch, oder etwa nicht?
Du verwechselst weiterhin Demokratie und Rechtsstaat.

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen:
Die moderne Volkswirtschaftslehre kommt praktisch unisono zu einem anderen Ergebnis als du.
Natürlich steht es dir frei, dich für qualifizierter zu halten, die komplexen Vorgänge moderner Finanztheorie zu verstehen als sämtliche Experten zusammengenommen, die hierbei auf über Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte gewonnene Erfahrungen zurückgreifen.
Mit dieser Sichtweise stehst du nicht allein, ich für meinen Teil halte sie allerdings für vermessen.


Ich weiß auch dass ein "ideales Gesellschaftssystem" wohl Utopie ist, aber mit Rosa Luxemburg halte ich es bestimmt nicht, ich habe es am eigenen Leib erlebt, wie es Rote mit der Freiheit der Andersdenkenden halten
Du lehnst prinzipiell richtige Aussagen ab, weil es in der Vergangenheit einmal Personen gegeben hat, die diese missbraucht haben?
Ich will hier nicht mit Steinen werfen, schließlich verweise ich selbst (auch in diesem Post) auf historische Negativbeispiele.
Aber ich rate zur Vorsicht, eine solche "Argumentation" stets nur als das zu sehen, was sie in Wahrheit ist: erheiternde Polemik.

In meinen Augen endet die politische Vernunft an dem Punkt, an dem das "Wer" wichtiger wird als das "Was" oder "Wie".
Aber das ist letztlich nur meine Meinung.