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Board Trading und Spekulation
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Re: Der Aktuelle Kursverlauf
by
qwk
on 24/12/2019, 14:46:37 UTC
⭐ Merited by tyz (5) ,c_lab (2)
Ich kann Deiner Argumentation schon folgen, dass eine Vermögensteuer per se nicht gerade die Wirtschaft eines Landes von heute auf morgen umbringt.[...]
Dennoch kann es vielleicht der Tropfen sein, der das Fass für Leute, die heute ohnehin schon mit einer extrem hohen Abgabenlast belegt sind, zum Überlaufen bringt.
Denkbar, bzw. plausibel ist das sicherlich.
Die Kernfrage hierbei ist natürlich an sich, wie groß ein solcher Effekt tatsächlich ausfallen würde.
In Ermangelung belastbarer Erfahrungen aus der Zukunft halte ich mich da halt an die Erfahrungen aus der Vergangenheit Wink

Gerade dann, wenn schon viele andere Faktoren (Bürokratie, hohe Steuern, schlechte Infrastruktur (analog wie digital), Neiddebatte, usw.) die Leute zumindest einmal damit liebäugeln lassen, woanders ihr Glück zu suchen.
Umgekehrt will ich das mal aufgreifen.
Real sind heute die Belastungen durch Einkommensteuer und Lohnnebenkosten in Deutschland relativ hoch.
Davon betroffen sind überwiegend
a) normale, insbesondere hoch qualifizierte Arbeitnehmer
b) Unternehmer im tertiären Sektor, und/oder in der Wachstumsphase mit hohem Personalbedarf

Wir haben im Moment in Deutschland ein Besteuerungssystem, in dem Arbeit, also Leistung, besonders hoch mit Abgaben belastet wird.
Anders gesagt, solange ich noch dabei bin, Werte zu schaffen, werde ich dafür bestraft.
Habe ich aber einmal Werte gespeichert, werde ich massiv entlastet.

D.h. der junge, gut ausgebildete Akademiker wird sich überlegen, ob er nicht lieber woanders der Lohnarbeit nachgeht.
Weil dadurch hochqualifizierte, junge, belastbare Arbeitnehmer fehlen, fehlt zugleich das Personal für kleine und mittelständische Unternehmen mit hohem Nachwuchsbedarf.
Zugleich sind die Arbeitskosten für personallastige Dienstleistungen besonders hoch, während die personalarmen Leistungen in der Industrie kaum belastet sind.
Damit wird zugleich die Versteinerung der deutschen Wirtschaft in der Industrialisierung des 20. Jahrhunderts zementiert.


Ökonomisch ist all das nicht unbedingt eine optimale Lösung, egal wie stark man die Bedeutung des Kapitals in der gesamtwirtschaftlichen Produktion einstuft.

Besser wäre es vermutlich, die Schaffung von Werten zu entlasten.
Zugleich gilt es als erwünscht, Investition und Konsum zu fördern.
Die bloße Speicherung von Werten aber gilt kaum als besonders nützlich.

In diesem Sinne wäre ein Besteuerungssystem, in dem es
a) keine oder eine sehr geringe Einkommensteuer
b) keine oder sehr geringe Lohnnebenkosten
c) keine oder sehr geringe Konsumsteuern wie die Mehrwertsteuer
d) keine oder sehr geringe Belastungen für getätigte Investitionen
aber zugleich
e) hohe, sogar prohibitiv hohe Belastungen bloßer Vermögen
gibt, optimaler als unser heutiges, beinahe konträr aufgestelltes Steuersystem.

Der Grund für unseren Fokus auf Einkommen- und Konsumbesteuerung liegt ja überwiegend darin, dass diese leicht zu erheben sind.


Und wenn man schon auf eine Tendenz zusteuert, wo niemand mehr Firmen gründen will und reiche Leute und Unternehmer das Land scharenweise verlassen, ist es vielleicht etwas kontraproduktiv auch noch neue Steuern einzuführen, die genau diese Leute dann belasten.
Es redet ja nicht unbedingt jemand vom Einführen neuer Steuern im Sinne einer total höheren Steuerbelastung.
Ja, auch ich bin nicht naiv, und mir durchaus bewusst, dass die Erwartung einer gleichwertigen Einkommensteuerreduzierung bei Wiedereinführung der Vermögensteuer nicht ganz realistisch ist.

Nachdem wir hier aber noch bei bloß theoretischen Überlegungen sind, darf man wohl auch träumen, und sich eine Vermögensteuer bei gleichzeitiger Entlastung der Einkommen wünschen.
Ist ja schließlich Weihnachten Cool