Im Rückblick zeigt trennt sich gelegentlich die Spreu vom Weizen:
[...]
Insgesamt
sagt er
weniger als 10.000 tatsächliche
Tote in den USA voraus durch Covid-19.
So sehr ich mir wünschen würde, dass wir das nicht falsifizieren können, befürchte ich dennoch, dass er sich da erheblich irrt.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, wurden in den USA 1) Anreize geschaffen alle Patienten als Haupt- oder Nebendiagnose mit COVID-19 zu klassifizieren und 2) bereits öffentlich bekannt gegeben dass etliche Todesfälle der Corona- Statistik hinzugefügt wurden, ohne jemals positiv getestet worden zu sein.
[...]
So kann man auch die Zahlen verfälschen.
Ein solcher verfälschender Effekt wird sicherlich existieren, das steht außer Frage.
So wie es zahlreiche weitere verfälschende Effekte gibt.
Daraus aber zu konstruieren, dass die Verfälschung in einer Größenordnung von 700% liegen soll, was im konkreten Beispiel erforderlich wäre, um die Diskrepanz zwischen der offiziellen Statistik und einer vermuteten "wahren" Statistik zu erklären, halte ich für wenig plausibel.
Viel wichtigere wäre ein Blick darauf, ob überhaupt eine Übersterblichkeit zu vergangenen Jahren festgestellt werden kann und falls ja, in welcher Altersgruppe diese Übersterblichkeit zu erkennen ist.
Das wird man im Nachgang sehr genau auswerten, und erst dann werden wir belastbare Zahlen haben, die auch in der Größenordnung einer Abweichung im einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen dürften.
Vorerst haben wir nur vorläufige Zahlen mit Fehlerquoten, die möglicherweise im mittleren bis auch hohen zweistelligen Prozentbereich liegen können, aber nur mit äußerst geringer Wahrscheinlichkeit im dreistelligen.
Sollten die Todeszahlen auch in z.B. der Altersgruppe der 15 - 60 Jährigen angestiegen sein, sind dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Todesfälle durch Covid-19.
Das erschließt sich mir nicht.
Wenn du aus der geringeren Letalität in jüngeren Jahren darauf schließen willst, dass hieraus keine signifikante Übersterblichkeit resultieren sollte, liegst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch.
Im Gegenteil dürfte in Anbetracht der ohnehin geringeren "Grundrauschen"-Sterblichkeit in jüngeren Altersgruppen selbst eine nur geringfügig gestiegene Mortalität, so sie in Zusammenhang mit Lungenerkrankungen auftritt, sehr direkt auf Covid-19 zurückzuführen sein.
Kurz gesagt: wenn jetzt mehr junge Menschen irgendwie an Lungenentzündungen sterben, sterben sie wohl ziemlich eindeutig direkt an Covid-19.
Das lässt sich im Nachgang sicherlich wesentlich genauer bestimmen als bei den Älteren.
Denn auch der Lockdown hat einen Effekt auf die Übersterblichkeit, da:
- notwendige Operationen verschoben werden
- wichtige Kontrolltermine nicht stattfinden (bzw. Vorsorgeuntersuchungen auch bei Kindern nicht wahrgenommen werden)
- gesundheitlichen Folgen durch Arbeitslosigkeit entstehen
- die Suizidrate steigt
- usw.
Das bestreitet niemand, nur erscheint es wenig plausibel, dass ausgerechnet die Suizidrate (rund 10.000 Fälle pro Jahr in Deutschland) signifikant zur Übersterblichkeit in einem klar einzugrenzenden Zeitraum von wenigen Monaten beitragen sollte.
Anders gesagt: pro Monat bringen sich weniger als 1.000 Menschen in Deutschland um.
Selbst wenn da ein Anstieg zu verzeichnen wäre, ist eher nicht zu erwarten, dass sich dieser überhaupt wesentlich in einer Übersterblichkeit bemerkbar machen könnte (es sei denn, es bringen sich auf einmal drei- oder viermal so viele Menschen um).
Überdies wäre auch das sehr deutlich feststellbar, schließlich verwechselt wohl kaum jemand eine Überdosis Schlaftabletten mit einer Lungenerkrankung

allein in England rechnet man z.B. damit, dass die Krebstodesfälle inmitten der Coronavirus-Krise in die Höhe schnellen werden
Und auch das lässt sich wunderbar feststellen, wenn's nicht gerade um Lungenkrebs geht.
Nochmal kurz gefasst: ja, in einer sehr oberflächlichen, kurzfristigen Beschau der aktuellen Übersterblichkeit kann sich der eine oder andere Effekt sicherlich bemerkbar machen. Ja, es sterben auch Menschen, weil sie jetzt aus Angst vor Ansteckung nicht oder verspätet zum Arzt gehen.
Nein, das kann nicht erklären, warum der von dir genannte Experte um einen Faktor 700% daneben liegt.
Nein, das wird in der Rückschau, wenn wir nach ein paar Monaten die Daten auswerten, nicht zu wesentlichen Verfälschungen führen.