Letztlich bezieht sich der moderne Demokratiebegriff in etwa auf das, was wir in der Bundesrepublik Deutschland haben, mit all den Aspekten, die so dazugehören, Rechtsstaatlichkeit, Konstitutionalismus, Gewaltenteilung, Schutz von Minderheiten, Parlamentarismus, Pluralismus, ein Mehrparteiensystem, etc. pp. Die Liste wäre ziemlich lang, wenn man versucht, wirklich alles aufzuschreiben.
Richtig. Unter diesem Aspekt wird der Begriff "Demokratie" dann aber beliebig und kann für alles genutzt werden. Keine sinnvolle Grundlage für eine Diskussion.
Abgesehen davon scheint dein überwiegend egoistisch definierter Freiheitsbegriff ebenfalls nicht im Einklang mit modernem Liberalismus zu stehen (das kann ich aber nur aus deinen häufig hier geäußerten Andeutungen erahnen).
Einfach gesagt gibt es zwei sehr gegensätzliche Freiheitsbegriffe:
1. "Ich will machen können, was ich will"
2. "Jeder soll machen können, was er will, sofern es im Rahmen eines (utilitaristischen) Gesellschaftsvertrags möglich ist"
Du scheinst zu Nummer 1 zu tendieren.
Ich bevorzuge Türchen Nummer 2.
Hinter Tür 3 steht der Zonk.

Eher 1.5: Jeder soll machen was er will, solange er 1.5 für alle anderen Menschen nicht beeinträchtigt.
2. wird leider in der Praxis immer dazu genutzt, dass einzelne den "Gesammtnutzen für die Gesellschaft" zu ihrem eigenen persönlichen Vorteil ausnutzen. Daher muss der einzelne den Nutzen für sich selbst bestimmen. Wenn also jemand Alkohol trinken möchte, dann kann ich zwar der Meinung sein, dass dies schädlich ist. Ich habe jedoch nur das recht, selber keinen Alkohol herzustellen / zu trinken. Ich kann es jedoch keinem anderen Menschen verbieten - auch nicht zum abstrakten "Wohl der Gesellschaft".
Dennoch ist sie die von der größten Minderheit geduldete Regierung und somit legitimer Vertreter des Volks in einer parlamentarischen Demokratie. So sind die Regeln.
Wenn ich mich in Anbetracht der Drohung einer 9mm Dienswaffe oder eines Sturmgewehrs, den Anordnungen einer Regierung füge, dann kann man das natürlich als Duldung interpretieren. Praktisch füge ich mich aber nur dem Recht des Stärkeren.
Jedem Wahlberechtigten waren diese Regeln vor der Wahl hinreichend bekannt, um auf dieser Basis eine informierte Entscheidung zu treffen.
Dennoch haben sich zahlreiche Personen u.a. entschieden, ihr Kreuzchen bei der AfD zu machen, obwohl ihnen vorher klar war, dass sie damit faktisch für eine Fortsetzung der Regierung der großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel stimmen.
Oh nein! Damit wären wir wieder bei der Beliebigkeit des Demokratiebegriffs angekommen. Angenommen jeder der das Kreuz nicht bei der Einheitspartei macht wird der führsorglichen Gewalt einer Staatssicherheit unterstellt. Dann sind die Regeln auch hinreichend bekannt, um auf dieser Basis eine informierte Entscheidung treffen.
Ich empfinde es als Ausgeburt der Bigotterie, wenn heute ein AfD-ler die Regierungsbildung von Angela Merkel in Frage stellt, schließlich hat er sie selbst damit beauftragt.
Siehst Du nicht, dass ein System, welches diese Art der Schlussfolgerung erzwingt, falsch sein muss?! Zumindest kann es definitiv nicht dem Anspruch genügen, dem Wohl der Gesellschaft - oder auch nur einer "Mehrheit" - zu dienen.
Die Frage ist absolut berechtigt. Da aber, wie oben erwähnt, jedem Bürger die Regeln vor der Wahl bekannt waren, hätte er sehr wohl dafür sorgen können, dass z.B. keine Regierung an die Macht gelangt, die das Kartoffelessen verbietet.
Du hast doch oben bereits einen Teil des Mechanismus beschrieben, der genau dies verhindert und dem Bürger somit jegliche Entscheidungsmöglichkeit nimmt.
Im Einzelfall mag es Situationen geben, in denen ad hoc Entscheidungen einer Regierung oder eines Parlaments sich faktisch tatsächlich der Kontrolle des Bürgers entziehen (man denke an die weitreichenden Einschränkungen der Bürgerrechte nach 9/11), aber auch in diesen Fällen hat der Bürger i.d.R. (und in der bisher erlebten Praxis der Bundesrepublik Deutschland) stets die Möglichkeit des Korrektivs bei der nächsten Wahl.
Indem er aus taktischen Gründen entweder die CDU/SPD bzw. ihre Meinungsverstärker/Stimmenbringer wählt oder aber eine Klein(geredete)Partei - die vielleicht sogar unter die 5% Hürde fällt - und somit auch die grosse Koalition?!
Wenn sich der Bürger in seiner unendlichen Weisheit entscheidet, von seinen Kontroll- und Korrektur-Möglichkeiten im Rahmen der demokratischen Ordnung keinen Gebrauch zu machen, ist es auch nicht angemessen, sich hinterher darüber zu beschweren.
Tut mir leid, wenn ich aus taktischen Gründen jemanden wählen muss, der meine Rechte beschneidet, dann habe ich tatsächlich keine Wahl. Der Unterschied zur oben angesprochenen Einheitspartei ist dann nur noch marginal.
Abgesehen davon müssten sich in einem Rechtsstaat sich natürlich trotzdem alle an die Gesetze halten. Ein Staat in dem sich Regierungsmitglieder, Behördenmitarbeiter und Richter nicht an die Gesetze halten (müssen) kann noch nicht mal ein Rechtsstaat sein.
Jaja, dein altes Lieblingsthema.

Ehrlich gesagt, ist mir das zu blöde, mich überhaupt ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
Ja, das ist ein recht beliebtes Mittel, mit unliebsamen Dingen umzugehen. D.h. immer wenn man auf so einen Rechtsverstoss stösst, dann stellt man sich auf den Standpunkt, es wäre einem zu blöde, sich damit auseinanderzusetzen. Damit ist die weitere Diskussion dann auch abgeschlossen. Und das tolle ist - egal was noch kommt, mit dieser Position lässt sich jedes Unrecht relativieren.