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Re: PoW vs. PoS – was verhindert Akkumulation vieler Coins bei reichen Besitzern?
by
d5000
on 26/06/2020, 23:43:27 UTC
Ein entsprechend abgesicherter großer DPoS-Node oder "Hot Staking" Node dürfte sich mit fünfstelligen Eurokosten im Jahr realisieren lassen (mehr als ein Vollzeitmitarbeiter sollte dort nicht benötigt werden). Eine Miningfarm mit vergleichbarer Hashrate (sagen wir mal 1/100 der Gesamtrate) sollte eher sieben- bis achtstellig werden.
Dann würde der Miner des PoW aber einen Großteil seiner generierten Coins für die Deckung der Betriebskosten wieder ausgeben, was den generierten Erlös (sei es in BTC oder Fiat) dezentralisiert, da alle in der Produktionskette tätigen Teilnehmer etwas davon erhalten. Der Staker des PoS hingegen kann fast alles zum eigenen Profit behalten.
Du hast da schon recht, bei den Betriebskosten bin ich auch ganz bei dir - da liegt PoW weit vorne.

Ob das bei PoS allerdings zu verstärkter Akkumulation führt, ist eben die Frage. Da spielt einmal wie gesagt die Art des Rewards mit rein - ist es ein "Zins"-artiger Reward mit einem Maximalwert pro Jahr, dann ist für alle Akteure eigentlich die Rechnung gleich - ich kann höchstens die Supply-Inflation ausgleichen.

Und das führt eben wieder zum Thema Opportunitätskosten. Warum soll der Reiche in PoS investieren, wenn der Reward magerer ist als die Erlöse bei gängigen Finanzprodukten? Er macht dann eigentlich einen Verlust. Und davon gehe ich eigentlich aus, wenn es sich um einen starken PoS-Coin mit mit Bitcoin vergleichbarer Marketcap handelt. Deswegen werden die Incentives gering sein, dort wirklich viel und langfristig reinzustecken, und so wirklich eine deutlich überproportionale Macht aufzubauen.

Anders sieht es bei den kleinen PoS-Coins von heute aus. Da gibt es das Phänomen der Akkumulation natürlich schon, weil ja die meisten Staker darauf hoffen, dass irgendwann der Preis in die Höhe schießt. Das heißt, der Staker ignoriert "aktuelle" Opportunitätskosten, weil er glaubt, dass sie in der Zukunft nicht mehr bestehen. Allerdings geschieht das in den wenigsten Fällen wirklich langfristig - kommt ein Bullenmarkt, wird oft irgendwann verkauft. Und das gibt dann wieder Ausgleich - auch wenn das natürlich nicht PoS-spezifisch ist.

Eigentlich gibt es aber nur zwei Arten Akteure, die wirklich deutlich überproportional Coins akkumulieren können. Das sind einmal die Exchanges und Online-Wallets - weil sie ja im Namen von anderen staken können. Das ist tatsächlich ein großes Problem, das ich bei PoS sehe, weil diese dann zum Single Point of Failure werden können. Ich weiß gar nicht mehr, ob es noch Exchanges gibt, die Staking-rewards an die Kunden weiterreichen. Und dann zweitens Entwickler bei Coins mit Premine. Das ist auch sehr kritisch zu sehen und leider bei vielen Coins der Normalfall. Allerdings handelt es sich bei beiden Fällen um Betriebe mit relativ hohen Kosten (also nicht einfach um "reiche Staker"), so dass zu erwarten ist, dass die Coins auch teilweise verkauft werden.