der Vorteil von El Salvador ist, dass es keine Konkurrenz zu irgendeiner staatlichen Nationalwährung gibt, denn die wurde schon vor zwanzig Jahren abgeschafft. Damals (2001) schien der US-Dollar eine stabile und verlässliche Alternative zur ursprünglichen Nationalwährung dem Colón zu sein. Doch der US-Dollar bringt auch Nachteile mit sich. Das Land ist in hohem Maße auf Überweisungen von Landsleuten aus dem Ausland angewiesen. Diese betrugen im Jahr 2020 knapp 6 Milliarden Dollar, wovon ca. 20%, also etwa 1 Milliarde Dollar an Zahlungsdienstleister (Wirecard, MoneyGram usw.) verloren geht. Zusätzlich will der Staat jeden Bürger, der sich die BitcoinApp „Chivo“ auf sein Handy lädt, mit einem Willkommensgeschenk im Wert von 30 $ belohnen. Das entspricht fast dem durchschnittlichen Wochenlohn eines Arbeiters. Gleichzeitig will der Staat auch die Internetinfrastruktur ausbauen, so dass auch in abgelegenen Gebieten eine ausreichende Netzabdeckung vorhanden ist. Das Ganze ist jedoch nicht zwingend, sondern eine zusätzliche Option. Die Bürger sind auch nicht gezwungen, die staatliche App Chivo zu benutzen, sondern sie können genau so gut auch jede andere Bitcoinwallet verwenden. Der Präsident betont, dass der US-Dollar weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel bleibt und kein Bürger gezwungen wird, den Bitcoin zu verwenden. Lediglich Geschäfte, Behörden und Banken müssen den Bitcoin genau so wie den Dollar akzeptieren. Von den 6,5 Millionen Einwohnern des Landes haben nur etwa 30% ein eigenes Bankkonto, doch ab 7. September können praktisch alle ein Bitcoinkonto haben. Die Bürger werden schnell merken, ob Zahlungen in US-$ oder in Bitcoin schneller, billiger und effektiver sind. Ich finde, das ist ein großer Schritt für den Bitcoin in Richtung als weltweite Referenzwährung zur Ablöse des US-Dollar. Denn es werden weitere Länder folgen, die jetzt die zukünftige Entwicklung in El Salvador beobachten. Es gibt noch viele Länder, die über praktisch unerschöpfliche Naturreserven an erneuerbarer Energie verfügen. Es gibt auch noch viele Länder, die in hohem Maß an Überweisungen von im Ausland arbeitenden Landsleuten verfügen. Und es gibt auch noch viele Länder, denen es nicht passt, dass ihre gesamten Auslandsgeschäfte in US-Dollar abgerechnet werden. Der Bitcoin ist politisch neutral. Wer Bedenken wegen der hohen Volatilität hat, kann seine Bitcoin-Einkünfte sofort in seine Landeswährung umtauschen, so dass unter dem Strich eigentlich nur Vorteile zu sehen sind.