Jetzt übertreib mal nicht, weder S3 noch AWS ist fragwürdig. S3 ist absoluter Industriestandard, im Hosting professioneller, redundanter Webapps.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden, sofern es sich um eine Unternehmenspräsenz handelt. Aber sobald es um sicherheitsrelevante Themen geht, reicht dieser Standard nicht mehr aus. Es hat schon seinen Grund, warum z.B. selbst die Sparkasse in ihrer Webpräsenz auf den Firlefanz verzichtet.
Es ist schon richtig, dass man besser auf Bibliotheken zurückgreifen sollte, bevor man programmiertechnisch Neuland betritt und als Unternehmslogik verbaut. Aber für Exchanges ist genau diese Sichtweise ein riesiges Problem. Sobald nämlich eine Lücke in der Amazon-Schnittstelle verkauft werden sollte, ist ein Hack auf den damit verbundenen Exchanges gratis mit drin. Das ist systemisches Versagen erster Güte und damit ein Paradies für jeden Möchtegern-Ganoven. Dann ist es eben kein Wunder, dass in einer Reihe vier oder fünf Exchanges platzen.
Ich verstehe Deinen Grundgedanken (zuviele externe Services/Partner), auf die man angewiesen ist. Aber bei AWS schiesst Du übers Ziel hinaus.
Warum? Weil Mathematik, Statistik und Risiko-Chancen-Abwägung überall funktionieren nur eben nicht bei Amazon? Was macht deren Service garantierbar fehlerfrei? Gelten die Theoreme von Turing und Gödel für die gesamte Computerwelt, nur nicht für Amazon?
Die Argumentation "das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht" ist gerade hier deplatziert. Sie entbehrt jeglicher rationaler Grundlage. Es sind doch eure Coins, also warum lasst ihr sowas zu und nehmt jeden Exchange der nicht bei drei auf den Bäumen ist? Ist euch der Bitcoin so wenig wert?
S3 bzw. AWS ist vermutlich sogar noch ein Sicherheitsgewinn (auf jedenfall Redundanz & Widerstandsfähigkeitsgewinn), weil 99,5% der Firmen nicht mal in der Lage wären genauso sicher und zuverlässig ihre Files(/ihren Content) selbst Du zu hosten.
Ein simples Rechenbeispiel. Angenommen pro KLOC (d.h. tausend Zeilen Code) gäbe es genau einen real existieren Bug (d.h. 1 BpKLOC). Nur jeder zehnte dieser Bugs sei sicherheitsrelevant (d.h. 0,1 BpKLOC sei der sicherheitskritische Anteil). Dann heißt das im Klartext, dass in diesem idealisierten Beispiel pro zehntausend Zeilen Code eine Zeitbombe schlummert. Weiterhin angenommen sei, es würden immerhin 40% aller Bugs gefunden. Dann heißt das im Klartext, dass ab einer Komplexität von
achtzigtausend 25000 Zeilen Code mindestens ein sicherheitskritischer Fehler realistisch vermutet werden kann, der früher oder später auftreten muss, aber bisher noch nicht gefunden wurde.
Nun stecken aber mehrere hunderttausend Zeilen Code jedoch nicht nur in den AWS alleine, sondern zusätzlich noch in jeder Backendlogik, die eingebunden wird und im Webservice selbst. Jeder dieser Faktoren hat ein Backend, ein System (z.B. Betriebssystem, Hypervisor oder ähnliches) und Switche mit Firmware. Betriebssysteme haben übrigens unlängst die Milliarden-Marke bei der Zählung der Sourcecode-Zeilen überschritten.
Ist euch klar, dass damit riesige Probleme vor sich hin schlummern, die umso mehr wachsen je mehr von dem Schwachsinn ohne Not als Features eingebaut werden?
Das Problem oben habe ich schon bewußt klein und damit schöngerechnet, weil z.B. Oracle, Adobe und noch ein paar andere bekannte Marken in der Branche vermutlich in zehn bis hundert BpKLOC angenommen werden können. Da dürfte das Ergebnis also deutlich vernichtender ausfallen.
Oh und Oracle werkelt bei der einen oder anderen Seite im Backend. Soviel sei euch schonmal versichert. Was erwartet ihr denn auch anderes? Da setzen sich irgendwelche Webdesigner und Programmierer in dem Glauben hin, dass das schon nicht allzu kritisch sein wird. Und ihr bezahlt die Exchanges auch noch dafür, dass sie euch im Zweifel eine Sicherheitsillusion andrehen ohne euch darüber im Klaren zu sein, dass auch dort nur mit Wasser gekocht werden kann.
Das meinte ich in einem früher Beitrag mit meinem Hinweis, dass ich kein Spielgeld mehr für solche Experimente übrig habe.
Tante
Edith so zu mir: Du hör mal, nimm mal bitte einen Taschenrechner für die untere Schranke.
Habe ich gemacht und oben korrigiert.